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letzte Änderung 27.06.2010
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Otzenrath - nicht weit weg von Kurdistan

Das Dorf, in dem ich 16 Jahre meines Lebens verbracht habe, steht nicht mehr.
Es fiel dem Braunkohletagebau zum Opfer.
Nach vielen, vielen Jahren der Demonstrationen und Proteste, begann die Umsiedlung der knapp 3000 Einwohner in den neu gegründeten Ort, ca. 10 km weiter.

Die Häuser wurden nach und nach abgerissen, die Trümmer entfernt und sofort Gras eingesät, damit keine "Pilgerstätten" entstehen konnten, die Anlaufstelle für neue Demonstrationen hätten werden können. Es war schwierig, auf den freien Flächen, entlang der leeren Straßen festzulegen, wo bestimmte Häuser gestanden hatten.

Auch die Kirchen wurden dem Erdboden gleich gemacht.
Währenddessen arbeitete sich der große Schaufelradbagger immer näher an den Ortsrand vor. Er ist der größte seiner Art in Europa.

Wenn man heute nach Otzenrath fährt, so deutet fast nichts darauf hin, dass hier seit dem 11. Jahrhundert - also seit tausend Jahren - ein Dort existiert hat. Alles ist eingeebnet, überall Gras, Bäume gibt es so gut wie keine mehr. Die Autobahn, die zwischen der Grube und dem Ort lag, ist verschwunden; der Bagger hat den Ortsrand bereits angeknabbert.

Wo ist nun die Verbindung zu Kurdistan?
Es wurden in Nordkurdistan - also in der Türkei - seit Jahren Kurden vom Militär aus ihren Dörfern vertrieben. Auch ihre Häuser wurden abgerissen, ihre Moscheen zerstört. Auch hier wurde dafür gesorgt, dass man nicht mehr erkennt, wo Leben und Heimat waren.

Die Menschen von Otzenrath allerdings wurden entschädigt.
Die Kurden zogen als Flüchtlinge in die Städte und wurden ihrem Schicksal überlassen.

Aus Braunkohle wird Strom erzeugt.
Hasankeyf soll untergehen, damit zur Stromerzeugung ein Stausee errichtet werden kann.
Wollen wir hoffen, dass es nicht dazu kommt.

Otzenrath existiert bei Google Earth noch. Die kurdischen Dörfer sind dort nicht zu finden.


Unser Haus - wo sind seine Nachbarn geblieben ???

Rechts und links an dieser Straße standen Häuser mit Gärten. Alles, was geblieben ist, sind die geschredderten Bäume.

Das Rittergut. Im 14. Jh. als Klosterhof gegründet, befand sich der Gutshof seit dem 16. im Besitz der Familie Leuffen.





Links die katholische Kirche, rechts der Turm der evangelischen Kirche, in der Mitte die Schule.


Abriß der katholischen Kirche



Fest im Griff !!!



Sag mir, wo sie standen - die Kirchen und die Schule

Schule ist aus !!!


Ewige Ruhe ???


Abriß der evangelischen Kirche











Die Lindenallee - vorher

Die Lindenallee - nachher






Dagegen hat man keine Chance !!!
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