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letzte Änderung 12.09.2013
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STOPPT ILISU

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Staudammbau in Kurdistan


Der 145 Meter hohe Ilisu-Staudamm am Tigris ist das Schlüsselprojekt des GAP (Südostanatolien-Projekt), das – wenn es fertig gestellt ist – 22 Staudämme und 219 Kraftwerke umfassen und bis zu 8000 Kilowatt vor allem in den westtürkischen Energiesektor liefern soll. 300 Quadratkilometer Land sollen bis 2013 in einem Megastausee versinken und mit ihnen 52 Dörfer und 15 Kleinstädte, in denen überwiegend Kurden leben. Tausende Menschen würden neue Arbeit finden, „starker politischer Wille“ werde das Land zum Fortschritt führen. Solch große Worte, die Erdogan bei der Inaugurationsfeier des Projekts verkündete, überzeugen in der Region kaum jemanden.


Die Kurden sind fest davon überzeugt, die Regierung baue den Damm vor allem, um ihre Kultur und Geschichte in der Region zu zerstören und die Menschen aus dem Gebiet zu verjagen. Auch unabhängige Archäologen sprechen von einer „Massenvernichtungswaffe“ gegen die Kultur. Denn der Stausee wird ein kulturhistorisches Gebiet einzigartiger Schönheit zerstören. Sein Zentrum ist


HASANKEYF


ein kleines, 5000 Seelen zählendes Städtchen an den Ufern des Tigris mit einer stolzen Vergangenheit an der Seidenstraße. Archäologische Kostbarkeiten, die sich über Kliffs und Hügel ziehen, reichen bis zu 10000 Jahre zurück. Neun große Kulturen, von den Assyrern bis zu den Osmanen, haben in Hasankeyf ihre Spuren hinterlassen. Moscheen, Burgen, ein Palast aus dem 12.Jahrhundert, eine Zitadelle, eine monumentale Brücke und noch viel mehr zeugen von der großen Geschichte.


DIE ZERSTÖRUNG HASANKEYFS WÄRE EIN VERLUST FÜR DIE GESAMTE MENSCHHEIT !!!!!


Doch nicht nur die Geschichte, auch die Zukunft der dort lebenden Menschen soll in den Fluten versinken. Die lokale Bevölkerung soll umgesiedelt werden. Doch Regierungspläne bleiben vage, die Menschen sind misstrauisch. „Der türkische Staat hat uns nie unterstützt. Wenn sie uns hier überfluten, nur Gott weiß, wo sie uns dann hinschicken werden“, klagt ein Bewohner von Hasankeyf.


Die Regierung verspricht Entschädigungszahlungen. Doch Beispiele von anderen Dammprojekten der Region zeigen, dass nur die winzige Schicht der Agas, der Großgrundbesitzer, Kompensation erhält, während die Masse der ohnehin bitterarmen Bauern völlig leer ausgehen wird. Den meisten wird keine andere Wahl bleiben, als sich den Hunderttausenden Kurden anzuschließen, die durch die vom Militär betriebene Zerstörung ihrer Dörfer in den Achtzigerjahren und durch den Bau anderer Staudämme in die Slums der Großstädte getrieben wurden und im Elend, bei einer Arbeitslosigkeit von bis zu 70 Prozent, vegetieren.


75000 Menschen sind betroffen, bis zu 55000 dürften ihre Lebensbasis verlieren. Doch ernsthaft um ihre Meinung befragt wurden weder sie noch ihre politischen Vertreter. Über die Köpfe der Menschen hinweg entschied die Regierung, ein internationales Konsortium unter Führung der österreichischen VA Tech Hydro mit Schweizer und deutscher Beteiligung, mit dem Bau des zweitgrößten Dammes der Türkei zu beauftragen. Vor vier Jahren hatten sich internationale Unternehmen aus dem Projekt zurückgezogen, weil es nicht internationalen Standards entsprach. Die Grundproblematik besteht unvermindert fort. Die Weltbank verweigert deshalb Unterstützung.



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